Fokus: Kommunale Wärmeplanung, Konfliktmanagement
Ansätze für ein Konfliktmanagement zur kommunalen Wärmeplanung
Die Planung einer nachhaltigen kommunalen Wärmeversorgung setzt ein Verständnis möglicher Konflikte und deren Ursachen voraus. Hierbei geht es nicht nur darum, Eskalationen zu verhindern, sondern auch innovative und nachhaltige Ansätze zu fördern. Wie Sie typische Konfliktpotenziale frühzeitig entschärfen und Strategien für eine erfolgreiche Umsetzung Ihrer kommunalen Wärmeplanung entwickeln können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Viele Beteiligte, viele Interessen
In der kommunalen Wärmeplanung treffen zahlreiche Interessen aufeinander, die von verschiedenen Gruppen vertreten werden. Die Interessensvielfalt birgt mehrere Risiken, die oft in einer mangelhaften Kommunikation wurzeln. Unklare oder unzureichende Informationen können Missverständnisse und Misstrauen hervorrufen. Wirtschaftliche, ökologische und soziale Prioritäten geraten oft in Konflikt miteinander. Ein weiteres Thema könnten ungleichmäßige Machtverhältnisse sein, die die Einflussnahme zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren unterschiedlich verteilen.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Während die Wohnungsbaugesellschaft vor Ort argumentiert, dass höhere Investitionskosten für energetische Sanierungen auf die Mieterinnen und Mieter umgelegt werden müssten, sieht die lokale Umweltinitiative darin eine Blockade für langfristig klimafreundliche Lösungen. So entsteht ein Konflikt darüber, ob kurzfristig kostengünstige oder langfristig nachhaltige Strategien priorisiert werden sollen.
Um Risiken zu minimieren, sollten zunächst alle relevanten Interessen erfasst und transparent gemacht werden. Die Grundlage dafür ist die Akteursanalyse. Auf diesem Weg erhalten Sie als Kommune eine Übersicht der beteiligten Stakeholder. In einem zweiten Schritt wird eine Beteiligungsstrategie entwickelt, um die Perspektiven der relevanten Akteurinnen und Akteure in das Projekt der kommunale Wärmeplanung einzubringen und insofern möglich zu berücksichtigen. Die Einführung einer Projektgruppe ist an dieser Stelle sinnvoll. Das schafft einen fairen Mitwirkungsrahmen und ebnet eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Konflikte erkennen, Konflikte lösen
Wenn unterschiedliche Interessen aufeinanderstoßen, kommt es zu Konflikten. Konflikte haben in vielen Köpfen einen negativen Beigeschmack. Sie werden oft mit Streit, Belastung oder gar Blockaden gleichgesetzt. Sie können jedoch mehr als Hindernisse sein – sie bergen ein enormes Potenzial für Weiterentwicklung und Kooperation [1]. Entscheidend ist, wie mit ihnen umgegangen wird.
Konflikte können sogar Synergien schaffen: Sie eröffnen neue Perspektiven, fördern kreatives Denken und helfen, nachhaltige Lösungen zu finden, die allen Beteiligten zugutekommen. Konflikte können so von einem scheinbaren Problem zu einem wertvollen Werkzeug für zwischenmenschliche und organisatorische Weiterentwicklung werden.
Ein Konflikt verschärft sich erst, wenn zwei Parteien versuchen ihre eigenen Interessen durchzusetzen, wodurch Blockaden und Machtspiele entstehen können. Wenn Sie Konflikte frühzeitig erkennen, können Sie diese in der Regel auch schnell beseitigen. Grundlage für eine schnelle und zielgerichtete Konfliktbewältigung ist die korrekte Einschätzung, um welche Konfliktart es sich handelt. Das können beispielsweise Ressourcenkonflikte, Sachkonflikte oder auch Zielkonflikte sein. Anschließend können die Standpunkte der Beteiligten geklärt werden und die Anliegen dahinter offengelegt werden. Von diesen Anliegen gelangt man zur Konfliktbewältigung und damit auch zur Notwendigkeit, warum es so relevant ist die Anliegen aller Beteiligten frühzeitig im Prozess der kommunalen Wärmeplanung zu kennen.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Die wirtschaftlichen Gewinnziele eines Energieversorgers stehen mit dem Auftrag des sozialen Wohnungsbaus der Wohnungswirtschaft im Konflikt. Es handelt sich dabei um einen Zielkonflikt, der zu Spannungen führt, da beide Seiten unterschiedliche Prioritäten verfolgen. Ein Lösungsansatz an dieser Stelle war ein kooperatives Gespräch, bei dem Vertreterinnen und Vertreter beider Seiten ihr Perspektive klar darlegen konnten. Die jeweiligen Ziele und Einschränkungen wurden in diesem Austausch benannt und ein Kompromiss erarbeitet, in welchem beide Interessen berücksichtigt werden konnten. Der Energieversorger bot dabei der Wohnungswirtschaft ein Contracting-Modell an, bei dem er die Investitionskosten für effiziente Wärmeerzeugung übernimmt und die Wohnungswirtschaft langfristig Wärme zu planbaren Konditionen bezieht. Dadurch erhielt der Energieversorger eine wirtschaftlich tragfähige Lösung mit gesicherter Abnahme, während die Wohnungswirtschaft stabile, kalkulierbare Wärmepreise erhielt, die mit den Anforderungen des sozialen Wohnungsbaus vereinbar sind.
Transparente Kommunikation für eine reibungslose Wärmeplanung
Transparente Kommunikation ist bei der Vorbeugung von Konflikten von zentraler Bedeutung. Regelmäßige und vor allem verständliche Informationen zu Fortschritten und Entscheidungen sowie vor allem zum allgemeinen Prozessablauf der kommunalen Wärmeplanung vor Ort sorgen für Vertrauen und Akzeptanz. Zusätzlich können Maßnahmen eingerichtet werden, um potenzielle Konflikte frühzeitig zu erkennen. Beispielsweise können Meinungsumfragen oder Feedback-Runden genutzt werden, um Stimmungen und Bedürfnisse der Beteiligten zu erfassen. In der Praxis können Sie beispielsweise bereits die Erwartungen einer heterogenen Projektgruppe zur Wärmplanung in der konstituierenden Sitzung abfragen.
Effektive Moderationsmethoden schaffen darüber hinaus offene und konstruktive Diskussionsräume. Formate wie World-Cafés oder Zukunftswerkstätten ermöglichen es den Teilnehmenden, ihre Perspektiven einzubringen und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Wichtig ist, dass diese Methoden auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten sind und die Moderation neutral bleibt.
Zum Weiterlesen
Ist Ihr Interesse geweckt? Hier finden Sie weiterführende Informationen...
- Einen Überblick über mögliche Konfliktarten finden Sie hier: https://www.wirtschaftswissen....
- Ein ausführliches Interview mit Friedrich Glasl über das von ihm entwickelte Modell der Konflikteskalation finden Sie hier: https://youtu.be/h69Ni6N07Xo?s...
- Weiterführende Informationen zum Multistakeholder-Ansatz und Beteiligungsformaten in der kommunalen Wärmeplanung
- Wenn Sie das Thema Akteursbeteiligung in der kommunalen Wärmeplanung vertiefen möchten, empfehlen wir folgenden Leitfaden des Kompetenzzentrums kommunale Wärmewende KWW: https://www.kww-halle.de/leitf...
Literaturverzeichnis
[1] Glasl, F. (2020). Konfliktmanagement: Ein Handbuch für Führung, Beratung und Mediation (12., aktualisierte und erweiterte Auflage). Bern: Haupt Verlag. ISBN: 978-3-258-08162-5.