Schritt 2: Datenbasis und Bestand erfassen

Bestandsanalyse durchführen - Wärmebedarf, Energieträger, Infrastruktur

Erfassen Sie Wärmeverbrauch, Wärmebedarf und Energieträger

Die Bestandsanalyse einer kommunalen Wärmeplanung muss nach dem  Wärmeplanungsgesetz (WPG) des Bundes den aktuellen Wärmebedarf bzw. -verbrauch beinhalten. Zudem sind die dafür eingesetzten Energieträger, die vorhandenen Wärmeerzeugungsanlagen und die für die Wärmeversorgung relevante Energieversorgungsstruktur relevant.

Welche Daten Sie zur Ermittlung geeigneter Wärmeversorgungsoptionen benötigen

Die planungsverantwortliche Stelle der Kommune wird durch das WPG ermächtigt, wichtige Daten zu erheben, wie beispielsweise:

  • zum Gebäudebestand
  • zu heutigen und zukünftigen Verbrauchsstrukturen nach Energieträgern
  • zur lokalen Verfügbarkeit von Wärme- und Abwärmequellen.

Weitere wichtige Daten zur Ermittlung der Relevanz geeigneter Wärmeversorgungsoptionen sind z. B.:

  • Altersstruktur
  • Generationenübergang durch Vererbung oder Verkauf
  • bauliche Verdichtung
  • baukulturelle Aspekte
  • soziale Struktur
  • Sanierungszyklen von Haustechnik und Heizungssystemen.

Wo Sie Daten erhalten

Diese Werte liefern z. B. GIS-Karten, Flurkarten, Flächennutzungs- und Bebauungspläne sowie Luftbilder. Ihre Kommune verfügt über relevante Datensätze aus der Registratur der Bauämter in Form von Baubeschreibungen für Wohn- und Nichtwohngebäude. Wirtschaftsförderungsämter können unter Umständen Betriebs- und Gewerbedaten beisteuern. Rechtliche Grundlagen bei der Datenverwendung und -veröffentlichung im Kontext einer kommunalen Wärmeplanung regelt Paragraf 10 ff. des WPG.

Einen Überblick über öffentliche Datenquellen erhalten Sie über den Datenkompass der KWW.

Erheben und verifizieren Sie zusätzliche Informationen

Für die kommunale Wärmeplanung können gebäudescharfe Modellierungen zur Bestimmung des Wärmebedarfs bereitgestellt werden. Andere Informationen, wie der Sanierungsstand oder die Eigentumsverhältnisse, müssen hingegen mühsam erhoben werden. Der Wärmeatlas Hessen und weitere hilfreiche Datengrundlagen, wie Hotmaps oder der PanEuropean Thermal Atlas, bieten einen guten ersten Überblick über den Wärmebedarf in Ihrer Kommune.

Sind alle Daten gesammelt, kann der kumulierte Wärmebedarf pro Fläche und Jahr berechnet werden – die sogenannte Wärmebedarfsdichte. Auch unterschiedliche Temperaturniveaus und die Maximal- und Minimalwärmeleistung in der kalten und warmen Jahreszeit gehen daraus hervor.

Sie sind interessiert an gebäudescharfen Daten Ihrer Kommune? Dann wenden Sie sich an waermeatlas@lea-hessen.de.

Weitere Datenquellen in Hessen

  • Angaben von Netzbetreibenden (Verbrauchsdaten Gas sowie an bestehenden Fern- und Nahwärmenetzen sowie ggf. Wärmepumpenstrom)
  • Angaben von Energieversorgungsunternehmen
  • Angaben von Gewerbe und Industrie
  • Angaben von Wohnwirtschaft
  • Landesinnungsverband für das Schornsteinfegerhandwerk Hessen
  • Geoportal Hessen (für Liegenschaftskataster, Luftbilder, Geofaktoren)
  • Hessische Gebäudetypologie und Gebäudetypologie
  • Impulsprogramm Hessen (IWU)
  • Fachinformationssystem Grundwasser- und Trinkwasserschutz Hessen (GruSchu)
  • Geologie Viewer Hessen
  • Karten der Abwasserkanalnetzbetreiber
  • Luftbildauswertungen und Ortsbegehungen
  • Hotmaps
  • Pan-European Thermal Atlas

Bei jeder Form der Datensammlung, -speicherung und -nutzung müssen die Vorgaben des Datenschutzes beachtet werden: DS-GVO, das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und für Hessen das Hessische Datenschutz- und Informationsfreiheitsgesetz (HDSIG).

Wer übernimmt welche Aufgabe?

Icon Projektgruppe und Steuerungsgruppe

Projektgruppe und interne Steuerungsgruppe:

  • Interne Steuerungsgruppe: Übernimmt das Management
  • Projektgruppe: Liefert Daten, berät und wird über den Planungsstand informiert
Icon Politische Entscheidungstragende

Politische Entscheidungstragende:

  • Reagieren auf Informationen / Newsletter
Icon externe Akteurinnen und Akteure

Externe Akteurinnen und Akteure:

  • Stellen verfügbare Studien und Daten bereit
  • Nehmen Kontakt mit lokalen Partnerinnen und Partnern auf
  • Validieren die Daten
Icon Bürgerinnen und Bürger

Bürgerinnen und Bürger:

  • Reagieren auf Informationen / Newsletters

Handlungsempfehlungen

  • Nutzen Sie spezifische Wärmebedarfsdichtekarten für Ihr Gebiet, falls verfügbar. Greifen Sie andernfalls auf generische Tools wie Hotmaps zurück. Beachten Sie jedoch, dass die Standarddaten von Hotmaps möglicherweise nicht optimal sind und Anpassungen erfordern.

  • Nutzen Sie den LEA-Wärmeatlas oder Hotmaps. Beim Wärmeatlas handelt es sich um modellierte Daten.

  • Kontaktieren Sie benachbarte Kommunen oder Kolleginnen und Kollegen, um Ansätze und Ergebnisse möglicherweise wiederzuverwenden.

  • Stimmen Sie die Datenerfassung und -validierung mit der Szenarioanalyse ab, um Doppelarbeit zu vermeiden.

  • Vermeiden Sie es, Ihre Kartierung von anderen Prozessen bestimmen zu lassen. Ihre Wärmequellen könnten einzigartig sein und andere Anforderungen an die Kartierung stellen als in Nachbarkommunen.

  • Verwenden Sie Hotmaps, um Bereiche mit dem größten Handlungsbedarf zu identifizieren und um detaillierte, lokal erhobene Daten, wie den Energieverbrauch einzelner Gebäude, zu visualisieren.

  • Verwenden Sie Vektordaten, da diese einfacher zu Flächen aggregiert werden können und Ihnen ein flexibles Datenmodell ermöglichen.