Nach der umfassenden Erarbeitung des Status Quo zur aktuellen Wärmeversorgung steht die Potenzialanalyse an.
Schritt 3: Potenziale analysieren
Potenzialanalyse durchführen - Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen
Ermitteln Sie Effizienz- und erneuerbare Energiequellen
Fragen Sie sich:
- Wie wird sich der Wärmebedarf in Zukunft entwickelt?
- Kann er durch geeignete Effizienzmaßnahmen reduziert werden?
- Kann der Bedarf durch erneuerbare Energieträger und Abwärme gedeckt werden?
Die Potenzialanalyse erfolgt grundsätzlich unabhängig von der Einteilung der Kommune in Quartiere oder mögliche Versorgungsgebiete. In der späteren Maßnahmenentwicklung sollte man die Potenzialübersicht nutzen, um daraufhin geeignete Wärmequartiere zu definieren.
Analysieren Sie
Potenziale zur Wärmeverbrauchsreduktion
Potenziale für Energieeffizienzmaßnahmen
Potenziale zur Deckung des Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien und Abwärme
So können Sie lokale Potenziale feststellen
Für die Erhebung des Potenzials neuer Energiequellen sind aktuelle Daten über Erzeugung und Nutzung notwendig. Dabei werden potenzielle Einschränkungen durch Planungs- und Genehmigungsrecht berücksichtigt.
In einem Zielszenario mit Klimaneutralität bis 2045, müssen sowohl Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz als auch zur Senkung des Wärmeverbrauchs identifiziert und genutzt werden. Für den benötigten Energiebedarf sollen bis 2045 vollständig erneuerbare Energien genutzt werden.
Modernisierung des Gebäudebestands
Die Modernisierung des Gebäudebestandes muss schrittweise über mehrere Jahrzehnte erfolgen. Der Energieeffizienzplan Hessen 2030 definiert dazu folgende Ziele:
- Landeseigene Neubauten sollen den Gebäudeenergieeffizienzstandard Effizienzgebäude 40 erfüllen.
- Sanierte Bauten sollen den Standard-Effizienzgebäude 55 erfüllen.
Auch nach dem Gebäudeenergiegesetzes (GEG 2024) darf der Jahres-Primärenergieverbrauch für Neubauten nur noch bei 55 Prozent im Vergleich zum Referenzgebäude liegen.
Betrachten Sie die lokal verfügbaren Energiequellen in Ihrer Analyse
Folgende Energiequellen sollten in der Analyse zu möglichen erneuerbaren Energieträgern Betrachtung finden:
- Abwärme aus dem kommunalen Abwasser (Auslauf von Kläranlagen, Abwassersammler)
- PV- und Windstrom, der im Rahmen der Sektorkopplung und der Anwendung von Wasserstoff auch für Wärmeanwendungen genutzt werden kann
- Tiefe und oberflächennahe Geothermie
- Solarthermie auf Frei- und Dachflächen
- Umweltwärme dezentral (beispielsweise mit Luftwärmepumpen- oder Erdwärmepumpen)
- Umweltwärme zentral im Wärmenetz (beispielsweise durch die Nutzung von Geothermie oder Wärme aus Oberflächengewässern mithilfe von Großwärmepumpen)
- Biomasse (nachwachsende Rohstoffe, organische Abfälle, Klärgas, Biogas)
- Abwärme aus Gewerbe, Industrie und Rechenzentren (Einspeisung direkt oder über Großwärmepumpen in Wärmenetze oder in ein kaltes Nahwärmenetz mit dezentralen Wärmepumpen)
- Klimaneutrale Gase (Wasserstoff, synthetisches Methan).
Stellen Sie eine reale Abbildung des zukünftigen Wärmebedarfs sicher
Um den kumulierten Wärmebedarf und die zukünftige Wärmebedarfsentwicklung möglichst realistisch darzustellen, sollten die zukünftige Wohn- und Gewerbeentwicklung berücksichtigt werden. Dazu zählen Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung, Eigentümerstruktur, Leerstandsquote und Gebäudenutzung.
Zu beachtende Einflussfaktoren auf den Wärmebedarf
- Klimawandel und Durchschnittstemperaturen:
Klimawandel und steigende jährliche Durchschnittstemperaturen können die Wärme- und Kältebedarfsentwicklung beeinflussen.
- Indikatoren für Modernisierungsmaßnahmen:
Erwerbstätigkeit, Transferleistungen von Nutzerinnen und Nutzern, Anteil der Sozialwohnungen oder der Lebenslagenindex sind wichtige Faktoren bei der Beurteilung der Umsetzungswahrscheinlichkeit von Modernisierungsmaßnahmen und der Wärmebedarfsentwicklung .
Individuelle Entscheidungen in die Potenzialanalyse einbeziehen
In der Potenzialanalyse werden verschiedene Faktoren anhand von Kennwerten berücksichtigt. Schwierig zu kalkulieren sind jedoch individuelle Entscheidungen der Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer sowie der Mietenden in Bezug auf die Ergreifung von Energieeffizienzmaßnahmen. Auch die Umstellung auf individuelle, nachhaltige Wärmeversorgungslösungen ist herausfordernd. Das ist insbesondere abhängig von finanziellen Mitteln sowie dem Gebäudezustand.
Übersicht über mögliche Datenquellen für die Potenzialanalyse:
- Geothermisches Potenzial: Projekt Hessen 3D (für Geothermische Potenzialkarten)
- Solar-Kataster Hessen
- Geologie Viewer
- Steckbriefe Oberflächennahe Geothermie mittels Erdwärmesonden
- Wärmeatlas Hessen
- Angaben von Abwasserbetrieben, Industrie und Gewerbebetrieben mit Abwärmepotenzial (Verpflichtung nach HEG)
- Windatlas Hessen
- Technikkatalog der KWW (zur Abschätzung von Potenzialen anhand gängiger Kennzahlen)
Wer übernimmt welche Aufgabe?
Interne Steuerungsgruppe:
- Bezieht externe Expertinnen und Experten aus Projektgruppe mit ein
Politische Entscheidungstragende:
- Reagieren auf Informationen / Newsletter
Bürgerinnen und Bürger:
- Reagieren auf Informationen / Newsletter
- Orientieren sich nach den ersten Veröffentlichungen und klären Fragen
Handlungsempfehlung
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Halten Sie Ihre Überlegungen nachvollziehbar. Versorgungsunternehmen sollten ihre Systeme klar in Ihren Berechnungen wiederfinden. Einfachheit ist der Schlüssel.
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Führen Sie konkrete Berechnungen durch. Nutzen Sie nach Möglichkeit lokale Systeme als Basis. Diese sind verständlicher und praxisnäher als allgemeine Beispiele.
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Nutzen Sie öffentlich zugängliche Datenquellen und ergänzen Sie diese mit weiteren relevanten Informationen. Modellierte Daten sollten stets durch zusätzliche Datenquellen validiert und angereichert werden, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
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Berücksichtigen Sie alle relevanten Einflussfaktoren auf den Wärmebedarf, wie Gebäudestruktur, Klimabedingungen und Nutzungsverhalten, um präzise Bedarfsanalysen zu erstellen.
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Greifen Sie auf öffentliche Datenquellen zurück, um eine solide Grundlage für Ihre Analysen zu schaffen und Planungen effizienter zu gestalten.